Wandern für den Glauben. Pilgermuscheln aus Strausberg

07.09.2018

Die Wanderung zu den heiligen Stätten der Christenheit gilt bis heute als heilbringend. Man nahm bereits im Mittelalter weite Reisen zu Fuß auf sich, um Vergebung von Sünden zu erlangen, sich selbst oder Angehörige von Krankheiten zu heilen oder für ein zuteilgewordenes Glück zu danken. Als Beleg für die Reise dienten u.a. Pilgerzeichen, die vor Ort an den heiligen Stätten erworben werden konnten.

Auf dem Friedhof des Dominikanerklosters in Strausberg hatte man einem im Alter von 40-60 Jahren verstorbenen Mann gleich zwei sogenannte Jakobsmuscheln ins Grab mitgegeben. Die Muscheln gelten als Zeichen des Heiligen Jakob und lassen eine Pilgerreise zu dessen Grab in Santiago de Compostela im Nordwesten Spaniens vermuten. Ob zwei Muscheln zwei Reisen anzeigen, wird in der Forschung vermutet, lässt sich aber nicht beweisen.

Bei einigen der in Europa gefundenen Pilgergräbern lässt sich die weite beschwerliche Reise auch an den Knochen ablesen. Der Strausberger Pilger litt unter einer schweren Entzündung der unteren Bandscheiben, Gelenksverknöcherungen, Arthrose in den Hüftgelenken und Knochenhautentzündung an den Unterschenkeln – Spuren starker körperlicher Belastungen, wie sie weite Reisen zu Fuß verursachen oder verschlimmern können.

Pilgerzeichen belegen die große Mobilität der Menschen im Mittelalter. Man reiste auch ohne Eisenbahn und Flugzeug quer durch Europa oder gar ins Heilige Land.

Ab dem 21.9.2018 werden die Pilgermuscheln aus Strausberg neben weiteren Funden aus Brandenburg im Rahmen des europäischen Kulturerbejahres im Berliner Martin-Gropius-Bau in der Ausstellung „Bewegte Zeiten. Archäologie in Deutschland“ zu sehen sein.

Weiteres zur Ausstellung sowie zum Europäischen Kulturerbejahr 2018: https://www.smb.museum/ausstellungen/detail/bewegte-zeiten.html https://sharingheritage.de/

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