Forschungen und Beiträge, Band 12

Bildung und Denkmalpflege
78. Tag für Denkmalpflege. Jahrestagung der Vereinigung der Landesdenkmalpfleger in der Bundesrepublik Deutschland, Brandenburg an der Havel, 16.-19. Mai 2010

hrsg. vom Brandenburgischen Landesamt für Denkmalpflege und Archäologischen Landesmuseum

214 Seiten, mit zahlreichen meist farbigen Abbildungen,
Wernersche Verlagsgesellschaft, Worms 2010
ISBN 978-3-88462-309-1

Als die Vereinigung der Landesdenkmalpfleger der Bundesrepublik Deutschland 1991 schon einmal zu Gast in Brandenburg war, standen Schlösser, Herrenhäuser und Gärten im Mittelpunkt der Tagung. Heute, fast zwanzig Jahre danach, können wir sagen: Wir erhalten sehr erfolgreich unser kulturelles Erbe. Dazu gehört die Wiederherstellung und Sanierung von bedeutenden Denkmalen wie die Klosterkirche in Luckau oder die Bischofsburg in Ziesar. Auch die wunderbare Kirche St. Pauli mit ihrem Dominikanerkloster in Brandenburg an der Havel zählt dazu. Über 700 Jahre Geschichte erzählen diese Mauern. Heute ist sie ein würdiger Ort für die Jahrestagung der Landesdenkmalpfleger.
Vor einiger Zeit wurde hier – in einem Winkel zwischen der Pauli-Kirche und dem Kloster – ein romanisches Fenster wiederentdeckt, das Jahrhunderte lang überbaut gewesen war. Es wird mittlerweile zu den ältesten Fensteröffnungen der Mark Brandenburg gerechnet. Alte Fenster wieder zu öffnen, den Blick wieder frei zu geben, scheint mir ein gelungenes Bild für die diesjährige Tagung, in der es um die Wechselwirkung zwischen Bildung und Denkmalpflege geht. Denkmäler sind Fenster zur Vergangenheit. Sie gestatten den Blick auf die eigene Herkunft.
Bildung und Denkmalpflege haben einen doppelten Bezug. Einerseits zeugen Denkmäler allein dank ihrer Bauweise von bereits erreichtem Wissen, von erlangtem Bildungsstand. Als Beispiel dient die Bibliothek in diesem Pauli-Kloster, die ein selten erhaltenes Zeugnis für den hohen Stellenwert der Wissenschaften im Dominikanerorden ist. Solche Zeugnisse zu erhalten, setzt aber andererseits Wissen und Bildung in der Denkmalpflege voraus. Sie auszugestalten ist notwendig, wenn wir uns die Fenster in die Vergangenheit bewahren wollen.
Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz kümmert sich seit geraumer Zeit um die Bildung von Jugendlichen in der Denkmalpflege. Sie hat mittlerweile zwölf Jugendbauhütten als Lern-Orte für die Denkmalpflege initiiert und die Arbeit mit Denkmälern an den Schulen angeregt. Im Schulprogramm „denkmal aktiv – Kulturerbe macht Schule“ erleben Schüler gebaute Geschichte und lernen so den Wert und die Bedeutung von Kulturdenkmalen kennen. Durch eigenes Forschen und Entdecken erfahren sie, dass Steine Geschichte(n) erzählen und historische Bauten einen wertvollen Bestandteil ihrer täglichen Lebenswelt bilden.
Auch in Brandenburg können Jugendliche in Kultureinrichtungen ein Bildungs- und Orientierungsjahr oder ein Freiwilliges Soziales Jahr in der Kultur- und Denkmalpflege absolvieren. In dieser Zeit beschäftigen sie sich mit ihrem kulturellen Erbe. Wenn es gelingt, jungen Menschen die Faszination historischer Bauten, alter Handwerkstechniken und Bauweisen zu vermitteln, hat die Vergangenheit eine Zukunft.

Matthias Platzeck
Ministerpräsident des Landes Brandenburg