Forschungen und Beiträge, Band 3

Der Wiederaufbau der Stadt Neuruppin nach dem großen Brand von 1787 oder: Wie die preußische Bürokratie eine Stadt baute
von Ulrich Reinisch

288 Seiten mit zahlreichen Abbildungen,
22 x 24,5 cm, Leinen gebunden, mit Schutzumschlag
Wernersche Verlagsgesellschaft, Worms 2001
ISBN 3-88462-173-4

Die kurmärkische Provinzialstadt Neuruppin brannte am 26. August 1787 ab, wobei mehr als zwei Drittel des Bürgerhausbestandes, die zwei Hauptkirchen, auch das Rathaus und die Stadtschulen zerstört wurden. Der Wiederaufbau, den man im 18. Jahrhundert »Retablissement« nannte, erfolgte zwischen 1788 und 1806. Der Schwerpunkt des Buches liegt in der Beschreibung und der Untersuchung der städtebaulichen Planung, mit der im Herbst 1787 die Staatsbehörden den Wiederaufbau konzeptionell vorbereiteten. Der Autor versuchte herauszufinden, warum die Planer den städtischen Räumen jene Weite und Leere gaben, die bis heute den Charakter der Stadt bestimmen. Neuruppin gleiche »einem auf Auswuchs gemachten großen Staatsrock, in den sich der Betreffende, weil er von Natur klein ist, nie hineinwachsen kann«, beschrieb Fontane im Ersten Teil seiner »Wanderungen durch die Mark Brandenburg« den Neuruppiner Stadtkörper. Es waren nicht die Bürger der Stadt, sondern königliche Beamte, die die Wiederaufbaustrategie erarbeitet hatten. Die Baubeamten gaben den städtischen Plätzen jene Weite und Leere, legten die Haupt- und Nebenstraßen auf die immense Breite von 22,60 und 18,83 Meter fest, um die Stadt dauerhaft gegen Brände zu schützen. Diese Weite diente auch dem Zweck, Licht und frische Luft in die Stadt zu bringen, um die hygienischen Bedingungen des Stadtlebens zu verbessern. Das Handeln der preußischen Baubeamten war in einem solchem Umfang von der Gedankenwelt der Aufklärung beeinflußt worden, daß sie, um die Bedeutung der Bildung für den Kulturfortschritt zu betonen, ein repräsentatives Schulhaus in die Mitte der Stadt einordneten.