Forschungen und Beiträge, Band 6

Die Potsdamer Vorstädte 1861-1900. Von der Turmvilla zum Mietwohnhaus
von Ulricke Bröcker

320 Seiten, mit zahlreichen, teils farbigen Abb.
24 x 30 cm, Leinen gebunden, mit Schutzumschlag
Wernersche Verlagsgesellschaft, Worms 2004
ISBN 3-88462-208-0

Die Architekturlandschaft Potsdam wird neben den charakteristischen barocken Bürgerhäusern des Stadtkerns, den repräsentativen königlichen Bauten des 18. und 19. Jahrhunderts und den Bauten im italienischen Villenstil der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts durch zahlreiche vorstädtische Privatbauten der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts geprägt. Die Villen, Wohnhäuser, Kleinmiet- und Mietwohnhäuser bieten eine breite Palette von Bauformen und Stilen. Dieser in den Potsdamer Vorstädten nach 1861, also nach der Regierungszeit Friedrich Wilhelms IV., verstärkt einsetzende private Wohnhausbau veränderte das Gepräge der zuvor noch ländlichen Vorstädte von 1861 bis 1900 vollkommen.
Nach Karl Friedrich Schinkel (1781-1841) und der ihm folgenden Schinkelschule mit den in Potsdam tätigen Schülern Ludwig Persius (1803-1845), Ludwig Ferdinand Hesse (1795-1876) und Ferdinand von Arnim (1814-1866) trugen fast gänzlich unbekannte Bau- und Maurermeister in der zweiten, auf Schinkel folgenden Generation die bauliche Entwicklung. Es wird untersucht, ob und inwieweit sich die von dieser Enkelgeneration Schinkels geschaffenen vorstädtischen Privatbauten aus der lokalen Architekturtradition – insbesondere dem dominanten italienischen Villenstil – entwickelt haben und welche Bautypen, -formen und -stile weiter ausgebildet wurden. Die private Auftraggeberschaft, Adel und Militär einerseits, Beamte und sonstige Bürgerliche andererseits, hatten im Vergleich zu vorausgegangenen Jahrhunderten in Potsdam nun offenbar freie Entfaltungsmöglichkeiten.
Die Untersuchung endet mit in den 1890er Jahren errichteten Wohnbauten, spätestens zur Jahrhundertwende, zu dem Zeitpunkt, als in Potsdam modernere Tendenzen im Bauen, die wohl über Berlin tradiert wurden, vermehrt zu spüren sind: etwa der Einfluß der Heimatschutzbewegung und der englischen Landhausarchitektur. Die Arbeit bewegt sich damit in der Geschichte der Privatarchitektur Berlins und Potsdams zwischen den mit weit größerem Interesse betrachteten Bauten von Schinkel und seiner Schule und den – etwas bekannteren – Bauten der beginnenden Moderne.