Forschungen und Beiträge, Band 8

St. Marien in Neuruppin
von Katja Feurich-Seidel und Sigrid Brandt

hrsg. vom Brandenburgischen Landesamt für Denkmalpflege und Archäologischen Landesmuseum

120 Seiten, mit zahlreichen, teils farbigen Abb.
30 x 25 cm, Leinen gebunden, mit Schutzumschlag
Wernersche Verlagsgesellschaft, Worms 2006
ISBN 3-88462-228-5

Der 26. August 1787 gehört zu den schwärzesten Tagen in der Geschichte Neuruppins: Ein großes Feuer brannte innerhalb weniger Stunden zwei Drittel der gesamten Stadt nieder und machte etwa 4.000 Menschen obdachlos. Zerstört waren auch die wichtigsten öffentlichen Gebäude: die Schule, das Rathaus und die Hauptpfarrkirche St. Marien.
Nach Abriss der Ruine der mittelalterlichen Marienkirche – einem bedeutenden gotischen Kirchenbau – entstand innerhalb des ehrgeizigen Wiederaufbauprojekts von Neuruppin das Ensemble von Rathaus und Kirche, entworfen von dem Geheimen Oberbaurat François Philipp Berson. Die vorliegende Baugeschichte von St. Marien beruht auf der Auswertung vorhandener Bau- und Kirchenakten sowie der Fach- und Heimatliteratur. Obwohl sich der Architekt nur vereinzelt zu seiner Arbeit äußerte und weder die Entwurfszeichnungen noch das Modell auffindbar waren, konnte die Baugeschichte der Kirche rekonstruiert werden. Die im ersten Teil des Buches vorgestellten Entwürfe für den Kirchenneubau verdeutlichen die Suche des Architekten nach einer städtebaulichen und architektonischen Lösung im Korsett von Bauökonomie und pragmatischem Denken der Zeit. Dem Bau stand man bald fremd gegenüber. Seit dem Abriss des Rathauses und dem Neubau des Gerichtsgebäudes in den 1880er Jahren ist Bersons Platzgestaltung nicht mehr nachvollziehbar.
Erst im 20. Jahrhundert wurde St. Marien als herausragendes Zeugnis der Baukunst um 1800 erkannt. Die Bemühungen um die Erhaltung des Gebäudes und die erfolgreiche Sanierung in den 1990er Jahren werden im zweiten Teil des Buches vorgestellt. Bereits während der Bauzeit öffnete man das Gebäude für Konzerte, Lesungen und Ausstellungen. Heute erfährt die ehemalige Pfarrkirche als Ort der Kultur eine neue Wertschätzung.