Geheimnisse im Seddiner Sand

22.03.2023

Keine Archäologie zu sehen? Martin Posselt schaut im Boden mit einem Geomagnetik-Meßgerät nach, was sich bei späteren Ausgrabungen finden lassen könnte. Im Hintergrund im nebligen Wald der mächtige Grabhügel von Seddin. Foto: L. Dierkes, Universität Göttingen.

Das Forschungsprojekt SiSe I zur Siedlung am Königsgrab von Seddin unter der Leitung von Professor Doktor Franz Schopper und Doktor Immo Heske hat begonnen. Seit dem 01.02.2023 werden die Arbeiten durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft gefördert. Damit können die archäologischen Untersuchungen im Umfeld des Königsgrabes im Kooperationsprojekt zwischen dem Brandenburgischen Landesamt und Archäologischen Landesmuseum und dem Seminar für Ur- und Frühgeschichte der Universität Göttingen im großen Stil aufgenommen werden.

Am 06.03.2023 ging es bei Schneefall und Temperaturen unter dem Gefrierpunkt los, die örtliche Grabungsleitung liegt bei Jano de Soto und Patrick Maier. Doch Archäologie bedeutet nicht nur Ausgraben mit Schaufel, Spaten und Pinsel. Archäologische Forschung und Denkmalpflege besteht aus einem engen Netzwerk verschiedener Methoden, zahlreiche Naturwissenschaften werden in dem Forschungsprojekt zum Zug kommen. Aktuell bedeutet das, die zukünftig zu untersuchenden Flächen mittels geomagnetischer Messungen zu erkunden. Hierfür zeichnet Martin Posselt aus Mühltal-Traisa verantwortlich, der seit über 25 Jahren weltweit Fundstellen „auf Bestellung“ erkundet. Seine Daten liefern „Bilder“ über Strukturen im Untergrund. Grabensysteme, Feuerstellen und Grabanlagen sowie im besten Fall Hausgrundrisse sind je nach Untergrund und Einwirkung auf das Bodenmaterial deutlich oder auch weniger deutlich zu erkennen.

Berühmt ist Seddin nicht nur für das Königsgrab, sondern auch für eine Feuergrubenreihe, die 2003 entdeckt worden ist und in der Forschung viel Aufsehen erregte. Die Entdeckung der Feuergruben reiht sich in die über 100jährige Forschungsgeschichte um das Königsgrab von Seddin ein. Zuletzt hatte das Brandenburgische Landesamt für Denkmalpflege und Archäologische Landesmuseum im Rahmen des Exzellenzclusters TOPOI (“The ritual landscape in the area of the royal tomb of Seddin in the Prignitz“) in Kooperation mit dem Deutschen Archäologischen Institut direkt zum Königsgrabhügel und umliegenden Gräberfeldern geforscht. Auch bei diesen Forschungen waren bereits großflächig geophysikalische Untersuchungsmethoden zum Einsatz gekommen. Das neue Projekt bewegt sich nun vom Grabhügel weg und wendet sich den zugehörigen Siedlungsplätzen zu. Das gesamte Umfeld des Grabhügels ist seit 2016 als Grabungschutzgebiet geschützt.

In der aktuellen Messphase steht eine Grabenanlage im Fokus, die im Jahr 2020 durch Zufall entdeckt wurde. Sie konnte 2022 weiter untersucht werden. Die Messungen werden in der Folge mit Ausgrabungen überprüft, um gezielt in zukünftigen Grabungskampagnen den Fragestellungen im Projekt nachzugehen. Hierzu zählen Größe und Umfang der bronzezeitlichen Bebauung mit Häusern, die Ermittlung von Hausstandorten, Hinweise auf Werkstattbereiche der Metallverarbeitung sowie weitergehende Hinweise auf Nutzungsspuren der Bronzezeit, die sich im Magnetbild gut erkennen lassen. Mit den ausgedehnten Messungen und den folgenden Grabungen soll ermittelt werden, wie groß die Siedlung aus der Zeit des “Königs Hinz” gewesen sein könnte. Die Zusammenschau der bisherigen Testflächen lässt hier Großes vermuten.

Die aktuellen Untersuchungen sind nun fast abgeschlossen. Weiter geht es im Herbst, dazu werden wir erneut informieren.

Filmberichte zum Fundplatz in Seddin:

Momentaufnahmen 2013

Momentaufnahmen 2017

Momentaufnahmen 2018

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