Sensationelle Entdeckung nahe des „Königsgrabs“ von Seddin

03.11.2023

 

Im Luftbild von oben ist die freigelegte Grabungsfläche zu erkennen.
Die Grabungsfläche in einer Entfernung von ca. 250m zum Königsgrab. Foto: Universität Göttingen, Sem. UFG.

Brandenburg hat ein archäologisches Highlight mehr: Die größte bekannte Halle der nordischen Bronzezeit wurde entdeckt und der Öffentlichkeit vorgestellt. Nahe des europaweit bekannten „Königsgrabs“ von Seddin konnte der monumentale Grundriss der Versammlungshalle des sagenumwobenden „Königs Hinz“ ausgegraben werden. Der brandenburgische Landesarchäologe Prof. Dr. F. Schopper und Dr. Immo Heske von der Universität Göttingen führten als Projektverantwortliche den brandenburgischen Kulturstaatssekretär Tobias Dünow, Vertreter:innen der Gemeinde und des Landkreises sowie interessierte Bürger:innen über das Ausgrabungsgelände. Für Kulturstaatssekretär Tobias Dünow besitzt der Fund einen besonderen Anschauungs- und Erlebniswert und trägt zum Verständnis einer reichen, vielfältigen Kulturlandschaft bei, deren Wurzeln in der Bronzezeit liegen.

Freilegungsarbeiten am Ostteil des frisch entdeckten Hauses. Foto: Universität Göttingen, Sem. UFG.
Freilegung des deponierten Miniaturgefäßes durch L. Dierkes und P. Maier. Foto: Universität Göttingen, Sem. UFG.

Das nach West-Ost ausgerichtete sogenannte Wandgräbchenhaus ist mit einer Breite von zehn Metern und einer Länge von 31 m bisher das größte seiner Art. Die Ausmaße des Hauses lassen an eine Funktion als Versammlungsgebäude denken. Indiz dafür sind unter anderem die großformatigen Steine, welche in den Wandgräbchen als eine Art steinernen Grundsockel gefunden wurden. Die Wände des Baus bestanden aus Holzbohlen und einem Flechtwerk mit Lehmverputz. Aufgrund der geschätzten Gebäudehöhe von sieben Metern wird angenommen, dass noch weitere Geschosse zum Wohnen und zur Lagerung existierten. Im Inneren der westlichen Gebäudehälfte befand sich zentral gelegen eine Feuerstelle. An der nördlichen Längswand wurde ein Miniaturgefäß geborgen, welches als rituelle Opferung gedeutet wird. Bisher konnte ein Eingang in der Südwand identifiziert werden. Nach Erkenntnissen der 14C-Daten stammt der Bau aus der Zeit vom 10. bis zum 9. Jahrhundert v. Chr. und ist damit nur geringfügig älter als der Grabhügel. Ein zweites, kleineres Gebäude, das noch nicht vollständig ausgegraben wurde, liegt direkt neben dem vollständig freigelegten Wandgräbchenhaus.

Seit März 2023 wird im Rahmen des Kooperationsprojektes „Siedlungsumfeld Seddin (SiSe)“ des Brandenburgischen Landesamtes für Denkmalpflege und dem Seminar für Ur- und Frühgeschichte der Georg-August-Universität Göttingen das Gelände nahe des Seddiner „Königsgrabs“ erforscht. Die Förderung durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) erlaubt erstmals die archäologische Ausgrabung von umfangreichen Flächen.

Der Hausgrundriss nach der vollständigen Freilegung. Die Menschen im Grundriss verdeutlichen die enormen Ausmaße. Foto: Universität Göttingen, Sem. UFG.

Vergleichbare Bodenbefunde zum Haus von Seddin liegen aus Hamburg-Marmstorf, Klein Bünstorf (Bad Bevensen, Niedersachsen) und Alt Wendischtuhn (Bleckede, Niedersachsen) vor. Kürzlich ist bei Brielow, (Ldkr. Potsdam-Mittelmark, Brandenburg) ein ebenfalls West-Ost ausgerichtetes Wandgräbchenhaus entdeckt worden. Alle diese Gebäude sind jedoch wesentlich kleiner als die Seddiner „Halle des Königs“. Die Verteilung zeigt eine eindeutig norddeutsche Verbreitung mitunter in Elbnähe, die gut mit dem kulturellen Gepräge des Horizontes am monumentalen Grabhügel übereinstimmt.

Modell der „Halle des Königs“ von Seddin. Foto: Universität Göttingen, Sem. UFG.

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