Materielles Gut als Ausdruck weiblichen spirituellen Lebens und täglichen Handelns im Mittelalter

BMBF-Projekt (Museum Prenzlau/Universität Oldenburg/BLDAM) zum Kloster Seehausen in der Uckermark

Klausurfundament des Klosters Seehausen. Foto: F. Biermann, 2012

Unter diesem Titel hat im September 2018 ein neues zweijähriges Kooperationsprojekt mit interdisziplinärer Zugangsweise begonnen. Drei Forschungsbereiche der Archäologie, Geschichte und Museumsforschung widmen sich dem untergegangenen Zisterzienserinnenklosters Seehausen auf einer Halbinsel im Oberuckersee (Uckermark). Finanziert wird das Projekt über die Förderlinie „Sprache der Objekte – Materielle Kultur im Kontext gesellschaftlicher Entwicklungen“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF). Das Kloster, bald nach 1200 gegründet und in der Reformationszeit aufgegeben, wurde in den 1980er Jahren und 2012 archäologisch erforscht. Besonders bemerkenswert sind riesige Mengen von Funden des klösterlichen Alltagslebens, die zusammen mit Bauschutt nach einem Brand im mittleren 15. Jh. im See „entsorgt“ und bei Unterwasserforschungen gehoben werden konnten. Bei dem Projekt kooperieren das Museum im Dominikanerkloster Prenzlau (Dr. Katrin Frey), der Lehrstuhl für mittelalterliche Geschichte der Universität Oldenburg (apl. Prof. Dr. Gudrun Gleba, Prof. Dr. Almut Höfert) und das BLDAM (PD Dr. Felix Biermann, Dr. Thomas Kersting). Im interdisziplinären Dialog streben die Wissenschaftler eine vollständige Erfassung und Auswertung der materiellen Überreste des oberirdisch verschwundenen Klosters an, um auf der Basis dieses einzigartigen Bestandes die alltägliche Lebenswelt einer weiblichen monastischen Gemeinschaft zu rekonstruieren. Vorrangig werden sie Schnittstellen zwischen gemeinsam und privat genutzten Besitzgütern untersuchen, über die Herkunft der in Seehausen verwendeten Alltagsgüter die Reichweite wirtschaftlicher Beziehungen des Klosters aufzeigen und studieren, wie sich kollektive, individuelle und geschlechtliche Identitäten in materiellen, sakralen und profanen Kulturgütern widerspiegelt.

Riemenzunge. Foto: K. Frey, Museum Prenzlau

Publikationen

F. Biermann, K. Frey, G. Gleba (Hrsg.): Mittelalterliche Zisterzienserinnenklöster im südwestlichen Ostseeraum. Materielles Gut zwischen Alltag und Spiritualität. Beiträge einer Fachtagung im Dominikanerkloster Prenzlau vom 25.-28. September 2019. Wünsdorf 2020.

F. Biermann, K. Frey: Wiederverwendung und Entsorgung von Dingen am uckermärkischen Kloster Seehausen im späten Mittelalter und in der frühen Neuzeit. In: Vom Schicksal der Dinge. Spolie – Wiederverwendung – Recycling. Mitteilungen der Deutschen Gesellschaft für Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit 26, 151-158.