Himmlisches Wetter, himmlische Reden und himmlisches Theater: Museum Himmlisches Theater im Kloster Neuzelle feiert 10-jähriges Jubiläum

21.03.2025

Die Abteilungsleiterin Kultur vom Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur, Frau Brigitte Faber-Schmidt eröffnet die Feierlichkeiten. Foto: A.-M. Graatz, BLDAM

Himmlisches Wetter, himmlische Reden und himmlisches Theater: Heute feierte die Stiftung Stift Neuzelle ein Jubiläum. Vor 10 Jahren wurde das Museum Himmlisches Theater eröffnet, das seitdem jeweils zwei Szenen der barocken Passionsdarstellungen vom Heiligen Grab der Öffentlichkeit präsentiert.

Gemeinsam mit dem Geschäftsführer der Stiftung Stift Neuzelle, Herrn Norbert Kannowsky, sprachen für die Fördermittelgeber Brigitte Faber-Schmidt, Abteilungsleiterin Kultur im Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg, Landeskonservator und stellvertretender Direktor des Brandenburgischen Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologisches Landesmuseum, Prof. Dr. Thomas Drachenberg, sowie Herr Veit Kalinke als Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Oder-Spree und stellvertretend für die Ostdeutsche Sparkassenstiftung bei einem Festakt vor den aktuell ausgestellten Szenen “Gebet am Ölberg” und “Dornenkrönung Jesu”. Ein weiterer Höhepunkt war die Vorstellung des Szenenmodells durch dcie Denkmalpädagogin und Restauratorin, Dr. Dorothee Schmidt-
Breitung, die auch gleichzeitig ein neues Vermittlungsmodell präsentierte. Einblicke in das Depot erhielt man durch die versierten und spannenden Führungen von Prof. Dr. Mechthild Noll-Minor vom BLDAM.

Frau Prof. Mechthild Noll-Minor führt durch das Depot. Foto: A.-M. Graatz, BLDAM

Kulturministerin Dr. Manja Schüle: „So sehenswert ist die Gegenreformation in Brandenburg: Seit
zehn Jahren führt uns das Museum Himmlisches Theater im Kloster Neuzelle das Leiden, Sterben
und die Auferstehung Jesu Christi eindrucksvoll vor Augen. Nicht nur das monumentale, barocke
Kulissentheater ist in Umfang und künstlerischer Ausgestaltung europaweit einmalig, auch der
Ausstellungsort unter der Erde ist architektonisch außergewöhnlich. Überirdische
Passionsdarstellungen an einem unterirdischen Platz – das gibt es nur in Brandenburg! Herzlichen
Glückwunsch zum Jubiläum!“

Prof. Dr. Thomas Drachenberg – Landeskonservator und stellvertretender Direktor Brandenburgisches Landesamt für Denkmalpflege und Archäologisches Landesmuseum (BLDAM): “Ich habe hohen Respekt vor unseren Vorfahren, die mit großem Aufwand und künstlerischer Fertigkeit unter Ausnutzung aller damals zur Verfügung stehender theatralischer Mittel bis hin zur Beleuchtung diesen Passionszyklus schufen. Ich habe hohen Respekt vor der Arbeit aller, die zur Rettung dieses barocken Kulissentheaters beitrugen. Insbesondere danke ich allen Restaurator*innen, die unter sehr schwierigen Bedingungen das Konzept der Dekontaminierung, Konservierung und Restaurierung fachgerecht umgesetzt haben. Damit hat Europa sein einzigartiges barockes Kulissentheater bewahren können!”

Norbert Kannowsky – Geschäftsführer Stiftung Stift Neuzelle: „Mit dem Museum des Himmlischen Theaters ist allen Beteiligten und Förderern etwas Besonderes gelungen. Die Architektur und die Dramaturgie der Raumfolge führen in einem Spannungsbogen zur Präsentation des sakralen Kunstwerks der Neuzelle Passionsdarstellungen vom Heiligen Grab. Ein sakraler Kunstschatz von europäischem Rang, einzigartig in seiner künstlerischen Ausgestaltung, in seiner Größe, in seinem Umfang und in seiner Vollständigkeit.“ Die Baumaßnahmen wurden bereits 2011 gestartet. Zunächst musste ein Teil des klösterlichen Weinberges abgetragen werden, sodass der moderne Museumsbau in den Weinberg selbst hineingebaut werden konnte. Gäste, die heute den Museumseingang im ehemaligen Kutschstall betreten, werden über einen stimmungsvoll beleuchteten Gang in den unterirdischen Ausstellungsraum geleitet.

Im Museum Himmlisches Theater. Eine Passionsdarstellung. Foto: A.-M. Graatz, BLDAM

Die Lichtinszenierung und das Zitat „Sein Grab wird herrlich sein“, auf das die Gäste direkt zusteuern, setzen einen wichtigen Impuls in der Gesamtinszenierung der Neuzeller Passionsdarstellungen vom Leiden Jesu. Die architektonische Lösung des einzigartigen Museumsbaus „Himmlisches Theater“ wurde von der Brandenburgischen Architektenkammer und der Brandenburgischen Ingenieurkammer mit dem „Sonderpreis des Baukulturpreises 2015“ ausgezeichnet.

Seit 2015 werden die Neuzeller Passionsdarstellungen im Museum Himmlisches Theater präsentiert. Die aufwendige Konservierung der nahezu 275 Jahre alten Holz- und Leinwandkulissen und Figuren bedarf großer Expertise. Die Konservierungsarbeiten werden von der Stiftung Stift Neuzelle und dem Brandenburgischen Landesamt für Denkmalpflege und Archäologisches Landesmuseum in Wünsdorf koordiniert. Heute sind noch 229 Elemente der ursprünglich wohl 240 Tafeln und Leinwände erhalten. 14 Szenen vom „Gebet am Ölberg“ bis hin zur „Grablegung Jesu“ erzählen, ergänzt durch eine Auferstehungsszene, in fünf Bühnenbildern das Leiden Jesu und besticht durch seine barocke Opulenz. Dabei wird jede Station der Passion Christi durch eine Figurengruppe in Bühnenbilden dargestellt. Die anderen Figuren- und Figurengruppen kommentieren das Geschehen oder Erzählen andere Geschichten aus dem Alten und Neuen Testament, die mit der Passionsszene korrespondieren.

Das Heilige Grab in Neuzelle wurde um 1751 vom böhmischen Künstler Johann Felix Seyfried im Auftrag des Klosters Stift Neuzelle geschaffen. Das Neuzeller Heilige Grab ist mit einem besonderen Wortreichtum an Bibelzitaten ausgestattet. Das Bild- und Wortmaterial richtete sich – in einem protestantischen Umfeld – sowohl gegen die reformatorische Sicht der Eucharistie als auch gegen aufklärerisches Gedankengut. Auch heute noch zählt das Heilige Grab zu den bedeutendsten Kunstwerken im Kloster Neuzelle sowie im Land Brandenburg.

Seit dem 16. Jahrhundert wurden in der Karwoche und zur Osterliturgie vor allem in Süddeutschland und im Alpenraum Theaterarchitekturen in Kirchen aufgestellt, die den Leidensweg, die Grablegung und die Auferstehung Jesu Christi illustrieren sollten. Diese Heiligen Gräber oder Ostergräber wurden nicht für Passionsspiele genutzt, sondern dienten ausschließlich der Verinnerlichung, der Betrachtung und dem Gebet. In seinem Erhaltungszustand und der Größe der Kulissen hat das Neuzeller Heilige Grab ein Alleinstellungsmerkmal und zählt zu den sakralen Kunstwerken von europäischem Rang.

Frau Dr. Dorothee Schmidt-Breitung erläutert ihr museumspädagogisches Szenenmodell. Foto: A.-M. Graatz, BLDAM

Tag der offenen Tür anlässlich 10 Jahre Museum Himmlisches Theater am 22. März 2025 von 10 Uhr bis 16 Uhr bei freiem Eintritt

10 – 16 Uhr freier Eintritt für beide Museen der Klosteranlage, Aktionstickets erhalten Sie in der Kloster-Information oder direkt im MUSEUM Himmlisches Theater

11.30 und 14.30 Uhr kostenfreie Führung im MUSEUM Himmlische Theater,
Treffpunkt am Brunnen

13.00 Uhr kostenfreie Führung im Kreuzgang mit Klostermuseum,
Treffpunkt vor der Kloster-Information im Torbogen