Sieben Punkte zur Nachhaltigkeit

16.05.2023

Bericht und Ergebnisse zum Brandenburgischen Denkmaltag am 12.5.2023
Reparatur-Kultur: Die Ressource Denkmal in der Energiewende

Mehr als 14.000 Bau- und Kunstdenkmale haben wir im Land Brandenburg gelistet: Bau-, Garten-, und Technische Denkmale. Das ist das Beste und Feinste an Baukultur was wir im Land haben – oft von überregionaler Bedeutung – vom manchmal sperrigen politischen Denkmal bis zum Weltkulturerbe. Diese 14.000 Denkmale zeigen uns aufgrund ihrer oft jahrhundertelangen Lebensdauer, wie man nachhaltig bauen und leben kann. Sie sind nicht nur Wissensspeicher, sondern Identifikationspunkte für die Menschen und sie sind daher in der Substanz und im Erscheinungsbild zu schützen. An dieser Stelle soll mit den Ergebnissen des brandenburgischen Denkmaltages, der am 12.5.2023 stattfand, einen Diskussionsbeitrag dazu leisten, wie unsere Gesellschaft tatsächlich nachhaltig werden kann.

Am Denkmaltag 2023 wurde im Archäologischen Landesmuseum in Brandenburg an der Havel diskutiert, wie die Denkmalpflege zu diesen gesamtgesellschaftlichen Herausforderungen beiträgt. Nach Vorträgen im ersten Teil der Veranstaltung zu den Themen Energiebilanz, Ressourcenschonung und Energieproduktion (Photovoltaik im Kontext Baudenkmal und Windkraft im Kontext Gartendenkmal), gab es am Nachmittag Gelegenheit, die Themen in offenen Runden gemeinsam zu hinterfragen und auszuwerten.

  • Was haben die Denkmalerhaltung und die Energiebilanz unserer Gesellschaft miteinander zu tun? Was kann man vom Denkmal lernen?
  • Baukultur und Nachhaltigkeit – wie geht das eigentlich zusammen?
  • Wie können Baudenkmale mit nachhaltiger Energieproduktion verbunden werden?
  • Können Windkraftanlagen Teil der historischen Kulturlandschaft sein?

Als Ergebnis der Diskussionen mit etwa 160 Teilnehmenden – sowohl mit Fachleuten als auch der interessierten Öffentlichkeit – konnten folgende sieben Punkte zur Nachhaltigkeit in der Denkmalpflege festgehalten werden.

  1. Modellhaftigkeit der Denkmalpflege: Die Denkmalpflege hat über die Jahrzehnte Instrumente und Methoden zur Erhaltung entwickelt – hier muss ein Wissenstransfer in andere Berufsfelder und am Bau Beteiligte stattfinden. Die Denkmalpflege bietet selber mit ihrem methodischen Instrumentenkasten eine Fülle an Anregungen für unsere Gesellschaft, wie wir Energie sparen und das Klima schonen können.
  2. Rolle des Handwerks: Das Handwerk setzt traditionelle und qualitativeTechniken ein, um den Bestand zu erhalten und zu pflegen. Diese Fähigkeiten müssen auch in der Bestandserhaltung außerhalb der Denkmalpflege genutzt werden und damit die Grundlage für eine nachhaltige Entwicklung des gesamten Baubestandes bilden.
  3. Normen und Gesetze sind bisher auf den Neubau ausgerichtet. Fachliche Freiräume bei Bestandsbauten werden dadurch stark eingeschränkt. Eine innovative Entwicklung mit dem Bestand braucht seine eigenen Regeln und Freiräume. Die Bauordnung muss daher durch eine „Umbauordnung“ ergänzt werden.
  4. Kostengerechtigkeit: Aufarbeitung scheint derzeit kostspieliger zu sein als Neubau. Aber wie setzen sich die Kosten zusammen? Ganzheitliche und ehrliche Kostenermittlungen sind nötig: nicht nur Anschaffungskosten, sondern die Betrachtung des gesamten Lebenszyklus eines Bauteils (Herstellung, Instandhaltung/Reparaturfähigkeit, Entsorgung, ökologische Kosten!). Ein Beispiel: Handwerklich gute Schuhe kosten in der Anschaffung mehr, halten aber sehr viel länger und sind damit insgesamt preiswerter.
  5. Bildung zur Nachhaltigkeit: Die Vermittlung von Wissen über Denkmale, Baukultur und gebaute Umwelt ist ein wesentlicher Bestandteil zum Verständnis von Nachhaltigkeit als gesamtgesellschaftlicher Aufgabe. Daher sind bereits in Schule und Kindergarten Initiativen nötig, um für das Thema zu sensibilisieren.
  6. Die Energieberatung muss eine neue Qualität bekommen, ihre Leistung muss ganzheitliche Lösungsstrategien für den Bestandsbau ermöglichen.
  7. Die hohen gesellschaftspolitischen Ziele müssen sowohl durch intensive Forschung als auch eine gezielte Förderkulisse unterstützt werden.

Fazit: Da der Bausektor mit seiner Neubaupräferenz der größte Klimakiller ist, geht es um eine intelligente Kreislaufwirtschaft. Es geht um Erhaltung, Wiederverwendung, Nutzung des Bestandes und an dieser Stelle kann die Denkmalpflege mit ihren erprobten Methoden tatsächlich einen Beitrag leisten: Ressourcenschonung, Reversibilität und Reparaturfähigkeit.

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