Referat Bauforschung und Restaurierung

Die Grundlage für umfassende fachliche Beratung und den richtigen Umgang mit einem Denkmal ist ein fundiertes Wissen über das Objekt. Neben der Auswertung von Bild- und Schriftquellen werden die Erkenntnisse aus der vorhandenen Substanz mit ihren ablesbaren Veränderungen gewonnen, d.h. die Bau- und Nutzungsgeschichte werden erforscht. So kann eine Einschätzung des aktuellen Zustands und des Schadenspotentials erfolgen und ein passendes Erhaltungskonzept erarbeitet werden.

Marienkirche Frankfurt (Oder), Experten im Fachaustausch zu Salzschäden am Nordportal und an der Mondsichelmadonna © M. Noll-Minor, BLDAM

Im Rahmen von Pilot- und Forschungsprojekten entwickeln wir Richtlinien und Empfehlungen für die Durchführung baugeschichtlicher und restauratorischer Bestandsdokumentationen sowie Konzepte für die Konservierung und Restaurierung. Wir beraten Denkmaleigentümer in allen Fragen der Restaurierung und Konservierung, führen eigene bauhistorische, restauratorische und naturwissenschaftliche Untersuchungen durch und betreuen den wissenschaftlichen Nachwuchs. Gemeinsam mit der Fachhochschule Potsdam, dem Rathgen-Forschungslabor und der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten veranstalten wir jährlich das Konservierungswissenschaftliche Kolloquium und veröffentlichen neue wissenschaftliche Erkenntnisse.

Referatsleiterin:
Dipl.-Rest. Mechthild Noll-Minor

Marienkirche Frankfurt (Oder), Mondsichelmadonna mit Salzschäden und unter UV-Licht, 2016 © H. Herschel

Bauforschung

Soll ein Denkmal verändert werden, muss dies nach dem Denkmalschutzgesetz mit einer bauhistorischen Bestandsdokumentation vorbereitet werden. Die fachlichen Anforderungen an eine solche Dokumentation werden im Fachgebiet Bauforschung des BLDAM festgelegt. Diese umfassen die Erstellung von Plänen, Ermittlung der Bild- und Schriftquellen, Erkennen und Dokumentieren der baulichen und gestalterischen Phänomene in Form von Fotografie, Zeichnung und Beschreibung sowie die zeitliche Einordnung der Bauteile.

Kirche Stöbritz (LDS), Meßbild der Außenansicht mit Kartierungen © Beuth-Hochschule/BLDAM
Kirche Stöbritz (LDS), geritzte Putzquaderungen und zugesetzte Wandöffnung am östlichen Langhaus © Beuth-Hochschule/BLDAM

Die Untersuchungen werden meist von Bauforschungsbüros ausgeführt und müssen beim BLDAM eingereicht und archiviert werden. Nach Prüfung der Ergebnisse sind sie Entscheidungsgrundlage im denkmalrechtlichen Erlaubnisverfahren.

Auskunft über die Bestandteile einer bauhistorischen Bestandsdokumentation und die jeweils anzupassenden Genauigkeitsgrade geben die „Anforderungen an eine Bestandsdokumentation in der Baudenkmalpflege“.

Ansprechpartnerin: Dr. Andrea Sonnleitner

Restaurierung

Im Fachgebiet Restaurierung werden fachliche Anforderungen an die restauratorische Voruntersuchung erarbeitet, die Entwicklung von Konservierungs- und Restaurierungskonzepten und deren Umsetzung. Wir beraten und formulieren fachliche Anforderungen im Rahmen von denkmalrechtlichen Erlaubnisverfahren.  Eine restauratorische Untersuchung beeinhaltet: Erfassung und Bewertung von Bestand und Zustand des Objektes in seinen historischen und materialkundlichen Zusammenhängen,  die Klärung kunsttechnologischer und naturwissenschaftlicher Fragen,  Ermittlung von Schadensursachen sowie Planung und Beratung zu weiterführenden Untersuchungen. Die Ergebnisse werden zusammengeführt, ausgewertet und bilden die Basis für Handlungsempfehlungen und Erhaltungskonzepte. Restauratorische Untersuchungen und Maßnahmen sind nach den Anforderungen an eine Restaurierungsdokumentation des BLDAM  festzuhalten.

Referatsleiterin:
Dipl.-Rest. Mechthild Noll-Minor

Restaurierung der Neuzeller Passionskulissen in der Werkstatt des BLDAM – © M. Noll-Minor, BLDAM

Naturwissenschaften

Naturwissenschaftliche Untersuchungen dienen dem besseren Verständnis eines Objektes, um nach Zusammenführen der verschiedenen Untersuchungsergebnisse (bauhistorische, restauratorische und naturwissenschaftliche Untersuchungen) die bestmögliche Strategie zum Erhalt der Substanz auszuwählen.

Kollegen der Denkmalbehörden, Bauherren und Planer werden vom Fachgebiet Naturwissenschaften des BLDAM sowohl bei der Planung erforderlicher naturwissenschaftlicher Untersuchungen als auch bei der Evaluierung der Ergebnisse und somit bei der Frage deren Bedeutung für die notwendigen Maßnahmen unterstützt.

Naturwissenschaftliche Untersuchungen können im Bereich der Bau- und Kunstdenkmalpflege ganz unterschiedliche Fragen beantworten:

  • Identifizierung von Materialien (organische und anorganische Farbmittel, organische und anorganische Bindemittel, Naturstein- und Metallbestimmung, usw) und Charakterisierung deren Eigenschaften (Farbe, Fluoreszenz, Druckfestigkeit, Ultraschallgeschwindigkeit, E-Modul, Wasseraufnahme, Wasserdampfdiffusion, usw)
  • Identifizierung von Alterungsprodukten zur Beschreibung von Alterungsmechanismen
  • Identifizierung bauschädlicher Salze (Bestimmung des Gesamtsalzgehalts und der Salzart)
  • Bestimmung der vorhandenen Wasseraufnahmemechanismen
  • Überwachung des Klimas
  • Identifizierung von Schadstoffen – in den Baumaterialien sowie in der Luft
  • Identifizierung von Holzschädlingen

Ansprechpartner: Andreas Furche