Abbaumethoden

Bruchfeld der Grube „Anna“. Foto: Kirsten Krepelin, BLDAM

Die erste Braunkohle wurde 1789 bei Bockwitz an der Geländeoberfläche des Butterbergs gefunden, wo sie händisch aufgelesen und abtransportiert wurde. In den folgenden Jahren trug man die Kohle ebenfalls an der Geländeoberfläche ab oder grub flache Löcher, um an die Kohle zu gelangen. Kohle wurde in der Lausitz also zunächst im Tagebau und mit der Hand gewonnen, unter Zuhilfenahme von Geräten wie Schaufeln, Spitzhaken und ähnlichem.

Das Erste Lausitzer Kohleflöz verlief nicht parallel zur Oberfläche, sondern führte unter Tage. Man folgte mit dem Abbau dem Flöz. Je tiefer die Stollen und Schächte wurden, desto aufwendiger, gefährlicher, teurer und schwieriger wurde der Abbau. Stollen und Strecken mussten ausgebaut werden, damit sie nicht einstürzten. In die Tiefe des Flözes führten Schächte und Stollenmundlöcher.

In der Lausitz setzte sich der Pfeilerbruchbau durch, wie das Beispiel in Kostebrau von 1815 belegt. Dabei wurden die sogenannten Räume von ungefähr 5 x 5 m Größe, die über eine Strecke mit einem Schacht oder Stollenmundloch verbunden waren, mit Holzstempeln gesichert. Die Kohle wurde von Hand gewonnen und per Kettenbahn oder Hunt zu Tage gefördert. Nach der Auskohlung raubte man das tragende Holz des Raumes, wodurch das Deckgebirge zusammenbrach (Abb. 1).

Die Kohle konnte wegen des hohen Wassergehalts und seinem folglich niedrigen Heizwert nur begrenzt eingesetzt werden. Nach der Erfindung der Brikettpresse 1857 und der Brikettierung eröffneten sich wegen des verbesserten Heizwerts die Einsatzmöglichkeiten, die Nachfrage stieg exponentiell. Der hohen Nachfrage konnten kleinere Grubenbetriebe nicht standhalten. Sie wurden deshalb aus Rentabilitätsgründen an finanz- und leistungsstärkere Unternehmen verkauft und zu größeren Grubenfeldern konsolidiert. Den Abbau stellte man auf Tagebaubetrieb um, denn die Kosten für den Tiefbau waren höher, der Abbau gefährlicher und beim Pfeilerbruchverfahren konnte nicht 100 Prozent des Flözes abgetragen werden. Mit dem Tagebauverfahren konnte die benötigte Menge an Kohle erreicht werden.

In der Lausitz war es üblich, dass das erste Flöz meist im Tiefbau und das zweite Flöz immer im Tagebauverfahren abgebaut wurde. Eine Besonderheit stellt der Muskauer Faltenbogen dar, weil hier Tagebau- und Tiefbauverfahren aus geologischen Gründen meist parallel oder aufeinander folgend eingesetzt wurden (Abb. 2).

Felixsee im Muskauer Faltenbogen. Foto: Kirsten Krepelin, BLDAM

Anfangs wurden Abraumförderung und Kohlegewinnung von Hand vorgenommen. 1889 setzte die Mechanisierung mit dem ersten „Holländerbagger“ für den Abraum ein. Bereits ein Jahr später erfolgte in der Grube „Louise“ bei Sandersdorf der Einsatz des ersten Baggers mit Eimern, einem Vorgänger des heutigen Eimerkettenbaggers. Das Lauchhammerwerk benötigte für den Betrieb der eigenen Dampfmaschinen zur Eisenverarbeitung Braunkohle, die anfangs in Tiefbaugruben des Unternehmens gefördert wurde. 1897 entschieden man sich auch bei der Grube „Lauchhammer III“ für das Tagebauverfahren. In der eigenen Werkstatt wurden Gerätschaften für den Abbau des Abraums, später auch für die Kohlegewinnung hergestellt.

Das Lauchhammerwerk, später TAKRAF, entwickelte und perfektionierte die für das Lausitzer Revier typischen Abraumförderbrücken. Mit ihnen konnte der Abraum direkt hinter der Kohlegewinnung auf den ausgekohlten Bereich verstürzt und die Grube geschlossen werden. Zuvor war der Abraum mit Pferdefuhrwerken und später mit Zügen auf die ausgekohlte Seite transportiert und dort verteilt worden.

Die erste Abraumförderbrücke wurde 1924 im Tagebau Plessa eingesetzt. Weil die Arbeit damit als erhebliche Verbesserung empfunden wurde, folgte die Herstellung weiterer Brücken, die jeweils an die Tagebaue angepasst wurden.

Das Lauchhammerwerk hatte parallel zu anderen Werken in den 1950er Jahren die heutigen Typen des Absetzers, Bandwagens, Eimerketten- und Schaufelradbaggers konzipiert (Abb. 3).

Schaufelradbagger in Hörlitz. Foto: Kirsten Krepelin, BLDAM

Die Typen wurden jeweils nur in wenigen Parametern an die Gegebenheiten der Grube angepasst. Die heutige TAKRAF jedoch bot die Förderbrücke nur als Typ F60, maximal durch eine Zubringerbrücke ergänzt, stets im Verbund mit Eimerkettenbaggern, serienmäßig an. Bis heute sind vier dieser Brückenverbunde, ergänzt durch Schaufelradbagger, im Abraum und in der Kohleförderung im Einsatz. Die besonderen geologischen Gegebenheiten der Lausitz, nämlich das horizontal liegende zweite Lausitzer Kohleflöz, machen den Einsatz der Brückenverbunde möglich. In anderen Braunkohleregionen ist das nicht der Fall (Abb. 4).

Abraumförderbrücke F 60 in Lichterfeld. Foto: Kaja Boelcke, BLDAM

Literatur:
Stadtverwaltung Lauchhammer (Hrsg.): Lauchhammer. Geschichten einer Stadt, Horb am Neckar 2003.

Schossig, Wolfgang: Der Braunkohlenbergbau auf dem Muskauer Faltenbogen, Cottbus 2006.