Begleit- und Folgeindustrie

Glashütte Czulius, Thiemann & Co. GmbH in Neupetershain. Foto: Kaja Boelcke, BLDAM

Aufgrund des Braunkohleabbaus expandierten im Wesentlichen drei Industriezweige in der Lausitz: die Glaserzeugung, die Tuchindustrie und die Ziegelproduktion. Neben diesen Produktionsbereichen der Begleit- und Folgeindustrie waren auch das Baugewerbe, die Holzverarbeitung und Brauereibetriebe Profiteure der Expansion.

Vielfach lässt sich eine Personalunion bei Besitzern von Braunkohlegruben und Firmen der Begleit- und Folgeindustrie beobachten. Von der Nachbarschaft zu Braunkohlegruben und Brikettfabriken und dem Ausbau der Eisenbahnlinien profitierten vor allem die Bereiche der Tuch-, Glas- und Ziegelproduktion. Als vorteilhaft erwiesen sich die Nähe zu Energieressourcen, kurze Transportwege, der Anschluss an regionale und überregionale Transportnetze und die Erreichbarkeit entfernterer Absatzmärkte.

Der Zuzug von Arbeitskräften und das Bestreben, eine Stammbelegschaft zu etablieren, führte zum Bau von Werkssiedlungen.

Eine Konzentration der historischen Glasproduktion ist im Muskauer Faltenbogen nachweisbar: hier gab es 32 Glasbetriebe, unter Berücksichtigung der näheren Umgebung sogar 47. Das Vorkommen von Braunkohle und Quarzsanden bildeten die Basis für den Boom des Industriezweigs. In der Oberlausitz war Weißwasser das Zentrum der Glasindustrie mit elf Produktionsstätten, in der Niederlausitz waren es verschiedene Orte mit mehreren Glashütten: In Döbern hatten sich beispielsweise vier Glashütten angesiedelt mit unterschiedlichen Produktionsschwerpunkten, wie Tafelglas, Beleuchtungsglas, Behälterglas, Gläser für Pharmazie, Chemie- und Elektroindustrie. Stellten sich die Glashütten auf die Nachfrage des Marktes ein und waren technischen Neuerungen gegenüber aufgeschlossen, dann hatten sie die Chance zu bestehen (Abb. 1, Abb. 2).

Bismarckhütte in Welzow. Foto: Barbara Kündiger, BLDAM

Die Städte Cottbus und Forst und ihr Umland wurden in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zum Zentrum der Lausitzer Tuch- und Textilindustrie. Die ursprünglichen Energiequellen waren Wasser und Torf aus der Umgebung. Begünstigt durch die topografischen Gegebenheiten, die regionale Infrastruktur und die Umstellung auf braunkohlebetriebene Dampfmaschinen im Zuge der Erschließung nahegelegener Gruben konnten die Produktionsabläufe effizienter gestaltet werden. Die Dampferzeugung mit Hilfe von Braunkohle zum Betrieb der Antriebsmaschinen war ein Hauptparameter hinsichtlich der Produktivitätssteigerung der Tuchindustrie. (Abb. 3, Abb. 4)

Tuchfabrik in Forst. Foto: Tanja Trittel, BLDAM
Segeltuchfabrik in Cottbus. Foto: Kaja Boelcke, BLDAM

Aufgrund der Tonvorkommen in der Lausitz produzierten Ziegeleien seit der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Ziegelei und Tongrube lagen oftmals dicht beieinander. Die von Hand geformten Ziegel wurden im Feldbrandofen gebrannt. Nach der Erfindung des Hoffmannschen Ringbrandofens (1858 patentiert) und seiner weiten Verbreitung stieg der Bedarf an Brennstoffen, sodass man Ziegeleien bevorzugt neben Braunkohlengruben ansiedelte. Die permanente Produktion im Ringofen und die Anbindung an das Bahnnetz ermöglichten einerseits einen um ein Vielfaches höheren Produktionsausstoß, andererseits eine größere regionale Reichweite des Ziegelabsatzes. Ein exemplarischer Ort für die Verbindung von Braunkohleabbau und Ziegelproduktion war Großräschen, wo beide Produktionsbereiche in der Hand der Ilse Bergbau AG lagen. Auch andere Orte in der Lausitz bezeugen ebenso wie Großräschen noch heute den Einfluss der ehemals ortsansässigen Ziegelproduktion auf das örtliche Baugeschehen.

Ziegelei in Klein Kölzig. Foto: Kirsten Krepelin, BLDAM

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die Industriebetriebe auf dem Gebiet der SBZ enteignet und in volkseigene Betriebe umgewandelt. Entsprechende Namensänderungen, teilweise Neugruppierungen und Vernetzungen gingen damit einher. Mit der politischen Wende 1989/90 erfolgte meist eine Übernahme der Betriebe durch die Treuhandanstalt, die einen Weiterverkauf initiierte. Standorte der Glasproduktion finden sich noch heute beispielsweise in Weißwasser (Stölzle Lausitz GmbH) und der Ziegelproduktion in Lichterfelde (Klinkerwerk Muhr GmbH & Co. KG).

Schornsteinfragment einer Ziegelei bei Tröbitz. Foto: Franz Dietzmann, BLDAM

In Forst präsentiert das Brandenburgische Textilmuseum im denkmalgeschützten Fabrikkomplex von 1896/1897 die einst die Region prägende Textilindustrie und deren Technikgeschichte.

Quellen:

https://www.industriekultur-in-sachsen.de/erleben/entdecken/details/glasstadt-weisswasser/

https://www.erih.de/da-will-ich-hin/site/glasmuseum-weisswasser

https://www.forst-lausitz.de/aktuelles-zum-umbau.131811.htm