Devastierungen

Gedenkort für Groß Partwitz am Partwitzer See. Foto: Kathrin Kruner, LfD Sachsen

Seit mehr als 100 Jahren wird die Landschaft der Lausitz durch die Braunkohleindustrie gestaltet. Zum einen sicherte sie der sonst strukturschwachen Lausitz Arbeitsplätze, zum anderen hinterlässt sie zerstörte Landschaften.

Anfang des 20. Jahrhunderts ging die Förderung der Kohle vom Tiefbau in den Tagebau über und beanspruchte zunehmend mehr Fläche. 1924 erfolgte für den Tagebau Erika der erste Ortsabbruch (Devastierung/ Devastation bzw. Wüstung) in der Ortschaft Neu-Laubusch durch die Ilse Bergbau AG, wobei schon zuvor kleinere Mühlen und Siedlungsteile, wie etwa der “Rote Strumpf” in Annahütte” der Braunkohlenindustrie weichen mussten Im gesamten Lausitzer Revier wurden bisher 137 Ortschaften oder Gemeindeteile aufgrund von Braunkohletagebauen oder durch Kühlwasserreservoirs für Kraftwerke devastiert oder teildevastiert. Rund 25.000 Menschen verloren ihr Heim. Für sie wurde meist in anderen Ortschaften ein neuer Wohnraum – mit Eigenheimen oder in Form von Plattenbausiedlungen – geschaffen. Zum Teil wurden alte Straßenbenennungen übernommen, zum Teil wurden Straßen nach den Namen der devastierten Orte benannt. Dennoch ging damit häufig ein Verlust der Identifikation und regionalen Kultur einher. Besonders betroffen war und ist die Bevölkerungsgruppe der Sorben/ Wenden. Ein Großteil der devastierten Ortschaften lag im sorbischen Siedlungsgebiet. Mit ihnen ging unwiderruflich auch ein Teil ihrer Kultur und Gemeinschaft verloren.

Abriss des Ortes Mühlrose für den Tagebau Nochten. Foto: Martin Neubacher, LfD Sachsen

Ursprünglich sollten bis 2042 noch weitere sechs Ortschaften abgebaggert werden. Jedoch gab die LEAG 2017 bekannt, aufgrund wirtschaftlicher Entwicklungen darauf zu verzichten. Lediglich der sächsische Ort Mühlrose wird noch wie geplant für den Tagebau Nochten geräumt und überbaggert werden.

An die devastierten Orte wird in verschiedener Form erinnert. Häufig wurden auf dem Gebiet oder in der näheren Umgebung der früheren Ortslagen Gedenksteine, Gedenktafeln aufgestellt bzw. Erinnerungsorte eingerichtet. Sowohl Straßennamen als auch Namen zahlreicher durch Flutung von Restlöchern entstandener Seen beinhalten häufig den Namen von verschwundenen Ortschaften (z. B. Partwitzer See, Olbersdorfer See, Sornoer Kanal). Traditionsvereine der ehemaligen Bewohner tragen dazu bei, das ehemalige Leben in devastierten Orten zu dokumentieren und in unterschiedlichen Medien öffentlich zugänglich zu machen.

Literatur/Quellen:

www.archiv-verschwundene-orte.de

Förster, Frank: Verschwundene Dörfer im Lausitzer Braunkohlenrevier; 3., bearbeitete und erweiterte Auflage, Bautzen 2014.