Forschung und Innovation

Förderbrücke F60 in Lichterfeld. Foto: Kaja Boelcke, BLDAM

Dem Braunkohlenbergbau und den verbundenen Veredlungs- und Logistikindustriezweigen war von Beginn an ein Bestreben inhärent, nach effektiven Methoden des Kohleabbaus, der Produktion, des Transports und im Umgang mit den Ressourcen zu suchen.

Dichtwand des Tagebaus Welzow-Süd. Foto: Kaja Boelcke, BLDAM

Eine der bahnbrechendsten Erneuerungen im Braunkohlenbergbau war die Konstruktion der ersten Abraumförderbrücke in Plessa unter Leitung von Friedrich Delius, die 1924 in Probebetrieb ging. Am Ende der Weiterentwicklung stand die weltweit größte Abraumförderbrücke F60 mit 502 Meter Länge, 204 Meter Breite und knapp 80 Meter Höhe, die im Lausitzer Revier eingesetzt wurde. Beteiligt an der für die Effektivitätssteigerung zentralen Entwicklung von Großgeräten waren u. a. die durch die Mitteldeutschen Stahlwerke 1933 aufgekaufte ATG Leipzig (Allgemeine Transportanlagen-Gesellschaft mbH) und das Lauchhammerwerk bzw. die TAKRAF. Hier wurden vor allem Eimer- und Schaufelradbagger, Gleisrückmaschinen sowie Förderbrücken für die Braunkohlenindustrie hergestellt. Im Tagebau die Aufgabe der Wasserhaltung zentral. Anfänglich wurde sie durch Schachtholzlegung und Brunnensysteme bewältigt, zunächst von Hand gebaut, dann von Firmen wie dem VEB Braunkohlenbohrungen und Schachtbau Welzow ausgeführt. Heute stehen digital gesteuerte Filterbrunnen zur Verfügung und es werden Dichtwände in die Erde gebaut, wie die Dichtwand Welzow Süd, die seit 2010 mit Schlitzfräsgeräten vom Typ VB130/I/ bzw. VB130/II geschaffen wird und eine Länge von knapp elf Kilometern haben und damit die längste der Welt sein wird.

Gleisrückmaschine im Tagebau Welzow-Süd. Foto: Franz Dietzmann, BLDAM

Während der DDR-Zeit oblag die Forschung zur Kohle- und Energiewirtschaft vorrangig dem 1956 gegründeten Deutschen Brennstoffinstitut mit Themenschwerpunkt Gewinnung und Veredlung von Brennstoffen. Als wissenschaftlich-technisches Zentrum der Kohlenindustrie und Gaswirtschaft der DDR arbeitete es eng mit dem bereits 1918 gegründeten und 1924 in die Bergakademie Freiberg integrierten Staatlichen Braunkohlen-Forschungsinstitut zusammen. Ein Forschungsresultat der Bergakademie manifestierte sich in der Anmeldung des Patents für die Herstellung von Braunkohlenhochtemperaturkoks 1952 und dessen Produktion ab demselben Jahr in der Großkokerei VEB Braunkohleveredlung Lauchhammer, was für die Energiewirtschaft der DDR ein wichtiges Resultat hinsichtlich der Möglichkeit war, den Wegfall der Steinkohlenressourcen zu kompensieren.

Mit dem Kohleabbau verbunden waren und sind gravierende Veränderungen der historischen Kulturlandschaft und Umweltschäden. Erste systematische Überlegungen und praktische Versuche zur Rekultivierung von Kippen und Halden in der Lausitz stammen aus den 1920er Jahren von Rudolph Heuson, der den Aspekten Aufforstung, Bodenzusammensetzung und Baumartenwahl nachging. Seit den 1950er Jahren nahm die wissenschaftliche Forschungsintensität in diesem Bereich zu. Vielfältige Sanierungsprojekte und Forschungsaktivitäten wurden durchgeführt, wie beispielsweise Versuche zur Verbesserung der Bodenqualität mit Braunkohlenfilterasche im Kippenbereich des Domsdorfer Tagebaus. Das daraus hervorgegangene, und als „Domsdorfer Verfahren“ bekannt gewordene, Verfahren wurde im „Koyne Verfahren“ weiterentwickelt. Das Domsdorfer Verfahren gilt als erste industriell umsetzbare Methode der Wiederurbarmachung tertiärer Böden.

Bis heute haben Forschungsinstitute und Universitäten speziell auf die landschaftlichen Folgen des Braunkohlenbergbaus ausgerichtete Projekte in ihrer Agenda und beschäftigen sich mit Forst- und Landwirtschaft, Gewässerökologie, Naturschutz, Landschaftsentwicklung und Sanierung bzw. Rekultivierung der Tagebauflächen. So verfolgte beispielsweise das Forschungsinstitut für Bergbaufolgelandschaften e.V. (FIB) in Finsterwalde die Zielstellung, Wachstumstrendmodelle für artenreiche Kippenwälder mit dem Projekt „Jahrringanalytisch basierte Ableitung von Waldentwicklungstypen (WET) für Rekultivierungsflächen des Lausitzer Braunkohlenreviers“ herauszuarbeiten. An der BTU Cottbus-Senftenberg ist das Forschungszentrum Landschaftsentwicklung und Bergbaulandschaften (FZLB) angesiedelt, das seit 2005 mit dem Projekt „Hühnerwasser“ der Erforschung der Initialphase der Ökosystementwicklung nachgeht.

Brandenburgische Technische Universität Cottbus-Senftenberg, Campus in Senftenberg.
Foto: Tanja Trittel, BLDAM

Weiterführende Links

https://www.b-tu.de/chicken-creek/wassereinzugsgebiet/lage (Zugriff 20.06.2023)

https://www.leipzig-lexikon.de/reg/ae.htm#allgemeinetransportanlagengesellschaft (Zugriff 19.06.2023)

https://fib-ev.de/projekte/jahrringanalytisch-basierte-ableitung-von-waldentwicklungstypen-wet-fuer-rekultivierungsflaechen-des-lausitzer-braunkohlenreviers/ (Zugriff 30.06.2023)

https://www.archivportal-d.de/item/HXF77NWWLMSTIG3GE33PVAYDYMWNMDZP?query=Osnabr%C3%BCck&rows=20&offset=14500&viewType=list&hitNumber=14515 (Zugriff 03.07.2023)

https://www.leag.de/de/seitenblickblog/artikel/60-jahre-schachtholzlegung-im-tagebau-welzow-sued/ (Zugriff 06.07.2023)

https://www.leag.de/de/seitenblickblog/artikel/weltgroesste-dichtwand-entsteht-im-lausitzer-revier/ (Zugriff 07.07.2023)

https://www.leag.de/de/seitenblickblog/artikel/60-jahre-schachtholzlegung-im-tagebau-welzow-sued/ (Zugriff 07.07.2023)