Rekultivierung Geländerelief

Blick über den Altdöberner See. Foto: Kaja Boelcke, BLDAM

Die ersten Braunkohlengruben in der Lausitz wurden in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts betrieben. Mit dem Abbau von Braunkohle setzte ein bis heute andauernder Landschaftswandel ein. Aufgrund des zunächst in Handarbeit verrichteten Abbaus änderte sich das Geländerelief anfangs noch kleinräumig. Durch den zunehmenden Einsatz von Technik wurde der Bergbau immer flächengreifender.

Der um 1900 dominierende Abbau im Tiefbau ist an vielen Orten der Lausitz noch in Gestalt von Bruchfeldern ablesbar. Die teils zahlreichen, teils vereinzelt vorzufindenden Einbruchtrichter, die durch Verbruch und Senkung über untertägigen, relativ tagnahen, ausgekohlten Bergbauanlagen entstanden, sind heute überwiegend Forststandorte.

Ab den 1930er Jahren prägte die Region zunehmend der Tagebau, der die Landschaft vor allem durch die mit dem Abbau verbundene Verlagerung des Abraums über bzw. zwischen den Kohleflözen, also durch Tagebaurestlöcher und Halden, formte.
Mit der Entwicklung der Großtechnik wurden nicht nur die Restlöcher flächenmäßig größer, auch die Form und Dimension der Hochhalden und -kippen veränderte sich. So entstanden zunehmend landschaftsbildprägende Tafelhalden mit forst-, landwirtschaftlicher und auch freizeitlicher Nutzung. Das Geländerelief veränderte sich auch durch die zahlreichen Infrastrukturanlagen, wie Eisenbahntrassen und Autobahnen (Abb. 1).

Die Technisierung, die Zuliefer- und Folgeindustrie und auch die vielen im Revier angesiedelten Menschen wandelten das Landschaftsbild der Lausitz von einer Wald- und agrarisch geprägten Landschaft zu einer Kohle- und Energielandschaft. Die Transformation zeigte sich aber nicht nur in Reliefveränderungen, Industriearealen und wachsenden Siedlungsgebieten. Zu einschneidenden landschaftlichen und ökologischen Veränderungen führten bergbaubedingte Absenkungen und der nachbergbauliche Wiederanstieg des Grundwassers.

Für das heutige Erscheinungsbild der Lausitzer Landschaft prägend ist zudem der Umgang mit den ehemaligen Bergbauflächen, ihre Rekultivierung und Renaturierung. Viele Bruchfelder und Kippenflächen entwickelten sich sukzessive zu wieder nutzbaren Forststandorten oder wurden nach verschiedenen Ansätzen mit unterschiedlichen Baumarten aktiv aufgeforstet. Die Aufforstungen basierten zunächst vor allem auf Erfahrungen bzw. ersten zielgerichteten Versuchen. Aufgrund zunehmender Flächen mit kulturfeindlichen Böden wurde diese Thematik seit den 1950er Jahren wissenschaftlich erforscht. In dieser Zeit wurden zahlreiche Verfahren entwickelt, die es ermöglichten, saure Kippenböden durch Nutzung industrieller Abfallprodukte, wie Kesselhausasche oder phenolhaltige Abwässer, wieder einer forstlichen oder landwirtschaftlichen Nutzung zuzuführen (Abb. 2).

Anwendungsfläche des Domsdorfer Verfahrens auf der Innenkippe des Tagebaus Domsdorf.
Foto: Kirsten Krepelin, BLDAM

Ein weiteres Arbeitsfeld der Rekultivierung war die Entwicklung von Techniken zur Verdichtung instabiler Böschungen und Kippenflächen. Dieser Bereich wurde insbesondere durch den zunehmenden Stellenwert der Erholungsnutzung im Rahmen bergbaulicher Rekultivierungen, wie z.B. an Tagebaurestseen, relevant. Seit den 1960er/1970er Jahren hatte die geplante zukünftige Nachnutzung Auswirkung auf den laufenden Abbauprozess. Erstmalig angewandt wurde dieses Vorgehen beim Tagebau Niemtsch, dem heutigen Senftenberger See (Abb. 3).

Die Insel im Senftenberger See. Foto: Kirsten Krepelin, BLDAM

Aktuell stellen sich viele neue Anforderungen an die Landschaft, u.a. die zukunftsfähige Weitertradierung der Energielandschaft durch Solarflächen, Windanlagen und Energiewälder. Andere Rekultivierungsmaßnahmen zielen auf die Wiederannäherung an die vorbergbauliche Landschaft mit einem möglichst natürlichen Wasserhaushalt. Auf Kippenflächen im Tagebau Welzow-Süd zum Beispiel wurden die vorbergbaulich vorhandenen Steinitzer Alpen und Quelleinzugsgebiete künstlich wiederhergestellt. Denn insbesondere das stark vom Menschen beeinflusste Wassermanagement stellt gegenwärtig eine große Herausforderung dar (Abb. 4).

Die Steinitzer Alpen. Foto: Kirsten Krepelin, BLDAM

In der Lausitz sind viele Zeugnisse der langen Rekultivierungsgeschichte erhalten, die die jeweils vorherrschenden Sichten auf und Ideen von Landschaft erkennen lassen und so die vielfältigen Verknüpfungen in der Region mit politischen Ereignissen, gesellschaftlichen Ansprüchen, wissenschaftlichen Forschungen und technischen Entwicklungen aufzeigen. Teils zeigen sie eindrucksvoll die Ausnutzung der bergbaulich entstandenen besonderen Situation z.B. für freizeitliche Nutzungen, wie Badeseen und Rodelhänge. Teils wird mit ihrer Gestaltung auch versucht, eine ökonomische Nutzung im Sinne von Land- und Forstwirtschaft oder sogar einen vorbergbaulichen Landschaftszustand wiederherzustellen.

Angesichts der vielfältigen, in der Lausitz gewonnenen Erkenntnisse über Ökosysteme, Böden, Pflanzen und das Verhalten des Wasserhaushalts, soll an dieser Stelle auch auf das der Nutzbarkeit vieler Flächen zugrundeliegende Wissen als bedeutendes Zeugnis der ca. 150-jährigen Bergbau- und Rekultivierungsgeschichte der Lausitz verwiesen werden.

Literatur:

Dieter Sperling: Niederlausitzer Braunkohlenbergbau im 19. Jahrhundert. Findbuch Niederlausitzer Braunkohlengruben und bergrechtlicher Verleihungen, in: Förderverein Kulturlandschaft Niederlausitz e.V. (Hg.): Beträge zur Geschichte des Bergbaus in der Niederlausitz, Bd. 5, Cottbus 2005.

Wolfram Pflug (Hrsg.): Braunkohlentagebau und Rekultivierung. Berlin/Heidelberg 1998, S. 453-760.

Joachim Katzur, Lutz Böcker: Chronik der Rekultivierungsforschung und Landschaftsgestaltung im Lausitzer Braunkohlenrevier bis 1990, Berlin 2010.