Braunkohlenveredelung

Ehemaliges Maschinenhaus der Brikettfabrik Merkur.
Foto: Franz Dietzmann, BLDAM

Die Braunkohlenveredlung bezeichnet den Prozess der Umwandlung von Rohbraunkohle in verschiedene Produkte mit dem Ziel, deren Energieeffizienz zu erhöhen und ihre Nutzung in Industrie und Haushalten zu ermöglichen. In der Lausitz wurden bei der Braunkohlenveredlung Briketts, Koks, Gas und flüssige Kohlenwasserstoffe hergestellt. Die Veredlungsbetriebe haben die wirtschaftliche, ökologische und soziale Entwicklung der Region entscheidend geprägt.

Bereits Mitte des 19. Jahrhunderts gab es im Lausitzer Revier Bemühungen, die Nutzung von Braunkohle effizienter zu gestalten. Ein erster Schritte auf dem Weg zur Brikettformung war die Herstellung von Nassformsteinen (u.a. Grube “Pauline” bei Schönborn, um 1849) und Nasspresssteinen (u.a. Grube “Clara” bei Welzow, um 1870). Das Verfahren der Steinherstellung bildete eine Vorform der Brikettierung und legte den Grundstein für weitere Entwicklungen. Eine technische Revolution bewirkte die Erfindung der Brikettpresse, für die Carl Exter 1857 ein Patent erhielt. Fortan war die Herstellung von Briketts aus gemahlener und getrockneter Braunkohle mit einheitlicher Größe, hoher Festigkeit und verbessertem Heizwert möglich. Die Innovation führte zu einer Expansion der Brikettproduktion und zur Gründung zahlreicher Brikettfabriken in Deutschland und der Lausitz.

Im Lausitzer Braunkohlenrevier entstand 1867 die erste Brikettfabrik auf der Grube “Heinrich” bei Langenöls in Niederschlesien (heute Olszyna, Polen). Weitere frühe Beispiele sind die Brikettfabriken der Grube “Israel Wolf” bei Skaska nördlich von Kamenz, Sachsen, (zwischen 1867 und 1873), der Grube “Victoria II” (Morgenrot) bei Senftenberg (ab 1871) und der Grube „Merkur“ (Volldampf) bei Drebkau (zwischen 1898 und 1912, Abb. 1). Bis 1900 nahm die Brikettproduktion in Deutschland rapide zu, sowohl hinsichtlich der durchschnittlichen Leistung als auch der Anzahl der Fabriken. Der Schwerpunkt der Expansion in der Lausitz lag im Raum Senftenberg/Lauchhammer, wobei im gesamten Lausitzer Revier über Jahrzehnte hinweg eine Vielzahl von Brikettfabriken betrieben wurde.

Im Laufe des 20. Jahrhunderts wurde eine Steigerung der energetischen Nutzung der Braunkohle angestrebt. Neue Technologien ermöglichten nun die Herstellung von Benzin aus Braunkohle, was die Unabhängigkeit von Rohstoffimporten erhöhte. Zudem wurde das Fischer-Tropsch-Verfahren zur Kohlenverflüssigung entwickelt, woraufhin das Synthesewerk Schwarzheide westlich von Senftenberg durch die Braunkohlen-Benzin-Aktiengesellschaft (BRABAG) ab 1934 entstand, das synthetisches Benzin aus Braunkohle herstellte (Abb. 2).

Standort des ehemaligen Synthesewerks in Schwarzheide.
Foto: Kirsten Krepelin, BLDAM

In den 1930er Jahren wurden außerdem erste Versuche zur Herstellung von Braunkohlenhochtemperaturkoks (BHT-Koks) unternommen. Die Entwicklung des Verfahrens wurde nach dem Zweiten Weltkrieg vorangetrieben. Die DDR verfügte über große Vorräte an Braunkohle, kaum jedoch über Steinkohle. Insbesondere für die Versorgung der metallurgischen und chemischen Industrie stand sie vor der Herausforderung, aus der heimischen Braunkohle Koks herzustellen. 1951 begann die Produktion von BHT-Koks in der neuerrichteten Großkokerei des VEB Braunkohleveredelung Lauchhammer (Abb. 3). Eine zweite Kokerei entstand ab 1969 im VEB Gaskombinat Schwarze Pumpe. Hier wurde eine breite Palette von Produkten aus Braunkohle hergestellt, wie Siebkohle, Briketts, Koks, Gas, flüssige Kohlenwasserstoffe, Elektroenergie und Wärme.

Biotürme der ehemaligen Großkokerei in Lauchhammer.
Foto: Stephan Redeker, BLDAM

Nach der politischen Wende 1989/1990 wurden aufgrund des wirtschaftlichen Wandels, hoher Umweltauflagen und dem Rückgang der Kohleförderung zahlreiche Veredelungsanlagen im Lausitz Revier stillgelegt. Heute ist noch eine Brikettfabrik am Standort Schwarze Pumpe in Betrieb.

Meist erfolgte ein Abriss der Produktionsanlagen und die Sanierung und Neunutzung des Geländes durch die Lausitzer und Mitteldeutsche Bergbau-Verwaltungsgesellschaft (LMBV). Einige der Flächen werden heute für moderne Industrie- und Gewerbeansiedlungen genutzt (u.a. der Standort „Sonne“), während andere Veredelungsstandorte zu musealen Einrichtungen umgewandelt sind (u.a. die Brikettfabrik Louise, die Energiefabrik Knappenrode und die Biotürme der ehemaligen Großkokerei in Lauchhammer) und nun die Geschichte der Braunkohleveredelung in der Lausitz und deren einstige Bedeutung für die Region dokumentieren (Abb. 4).

Brikettfabrik Louise. Foto: Tanja Trittel, BLDAM

Literatur:

LMBV: Braunkohlenveredlung in der Lausitz I und II, in: Lausitzer Braunkohlenrevier. Wandlungen und Perspektiven, Nr. 18 und Nr. 19, Senftenberg 2011.

Dieter Sperling und Wolfgang Schossig: Bergbau in der Lausitz. Ein Überblick, in: Förderverein Kulturlandschaft Niederlausitz e. V. (Hg.): Beiträge zur Geschichte des Bergbaus in der Niederlausitz, Bd. 1, Cottbus 2017, S. 88-89, S. 106-108.